Management: das Bernoulli-Mosonyi-Gesetz

Vor mir liegt ein Exemplar des , eines Mitteilungsblattes der neuseedländischen Waikato Hydro Group. Darin ist ein 15seitiges, ungarisch geschriebenes Manuskript zusammengefasst. Es stammt vom bekannten, emeritierten Wasserbauprofessor Emil Mosonyi. Wie überall blitzt auch hier dessen Schalk auf. Ich übertrage hier aus dem Englischen einige Passagen, die Karrieristen anregen könnten.
Auf den Basler Gelehrten Daniel Bernoulli (1700-1751) wird ja das sogenannte Bernoulli-Theorem zurückgeführt. Es besagt, dass sich die Energiehöhe einer Strömung als Summe dreier Höhen ausdrücken lässt: jene der Lage, jene der kinetischen Energie und jene des Drucks. Die Fachleute kennen diesen Zusammenhang in der Form

H = z + v²/2g + p/y.

Davon ausgehend beschreibt Mosonyi nun den Zusammenhang zwischen Kompetenz und Position einer Person innerhalb einer Hierarchie mit

P = k + a + i,

wobei

P Kompetenz, die für eine bestimmte Position notwendig ist,
k tatsächliche Kompetenz der betrachteten Person,
a kinetische Energie im Sinne von Agilität bei verschiedenen Aktionen (durch Zurschaustellen eigener Qualitäten, Hofieren von Stabsstellen, Teilnahme an Parties von Führungskräften, Flirten mit einflussreichen Berufsverbänden, Organisieren einer politi. schen Unterstützung usw.),
i Druck nach oben (und unten) mittels Intrigen (durch Aushorchen, Spionieren, Täuschen. Heucheln, Lügen. Verleumden, Erpressen usw.),
Anschliessend diskutiert Mosonyi diesbezüglich verschiedene mögliche Fälle. Er untersucht insbesondere die Verhältnisse a/k und i/k. Hier seien nur drei wichtige Ergebnisse angeführt:

Fall 1: Es ist k > P. Das heisst, die tatsächliche Kompetenz erreicht oder übersteigt die für die Position notwendige. Dann verdient die betrachtete Person die Position redlich!

Fall 2: Es ist k < P. Die tatsächliche Kompetenz liegt also unter der notwendigen. Für die betrachtete Person eröffnen sich folglich zwei Optionen: Entweder nimmt sie das Defizit wahr und tritt von ihrer Position zurück beziehungsweise strebt sie gar nicht erst an (das geschieht aber äusserst selten). Oder sie versucht das Defizit über a und i zu kompensieren. Dabei wird die Lösung P = k + a von der Gesellschaft einigermassen akzeptiert, besonders wenn k > a ist. Diese Lösung nimmt sich zwar nicht mehr so redlich aus, ist aber wegen des Mangels an echten Führungskräften verbreitet.

Extrernfälle: Fehlt die Kompetenz vollständig - gilt demnach k = 0 -, so ergeben sich zwei Extremfälle. Bei i ~ O spricht man von der Playboy-Variante P = a, bei a ~ O von der Useless.Bastard. Variante P = i. Beide kommen in vielen Hierarchien vor. Die Akzeptanz bei den Betroffenen ist aber naturgemäss verschieden.

Daniel Vischer, Zürich


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